Fallbeispiel: Wenn der Sinn fürs Leben verloren geht. Wie Hypnose gegen innere Leere helfen kann.
Melinas tiefe innere Leere spiegelte sich im Blick ihrer blauen Augen wieder. Da war kein Strahlen mehr, es war ein fahles Blau, verblichen, wie ein Stück Stoff, welches lange der Sonne ausgesetzt war. Sie kam in die Praxis, weil ihr der Sinn fürs Leben abhanden gekommen war, und sie schämte sich dafür.
„Wie konnte es dazu kommen?“, fragte sie mehr sich selbst als mich, während wir uns in der Hypnosepraxis gegenübersaßen. Als Mutter von drei Kindern hatte Melina ihre eigenen Bedürfnisse oft hintenan gestellt. Sie wollte immer kreativ tätig sein und hatte großes zeichnerisches Talent. Aus praktischen Gründen hatte sie jedoch die Buchhaltung in der Firma ihres Mannes übernommen, und ihre künstlerischen Ambitionen waren im Laufe der Jahre mehr und mehr in den Hintergrund getreten.
Vor sechs Monaten war eine Affäre ihres Mannes ans Tageslicht gekommen, und seit wenigen Tagen war klar, dass er mit der Neuen zusammenziehen würde. Eine Paarberatung oder andere Möglichkeiten einer professionellen Begleitung lehnte ihr Mann kategorisch ab, er wollte die Trennung so schnell wie möglich vollziehen.
„Es ist ein einziger Scherbenhaufen, ich sehe einfach keinen Sinn mehr“, sagte Melina, während die Tränen liefen. „In der Klinik konnten sie mir auch nicht so recht helfen, obwohl mir das Reden in der Gruppe dort gutgetan hat, und vor allem konnte ich dort endlich wieder malen“, schob sie hinterher.
Bevor Melina zu mir gekommen war, hatte sie bereits einen Aufenthalt in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Anspruch genommen. Die behandelnden Ärzte hatten einer weiterführenden, ambulanten Behandlung mit Hypnose zugestimmt. Von der Hypnosetherapie gegen innere Leere erhoffte sie sich, an ihre tiefer sitzenden Glaubenssätze ranzukommen und wieder einen Sinn im Leben zu finden.
„Ich denke immer noch, dass ich nicht liebenswert, nicht gut genug und uninteressant bin“, sagte sie und versank noch tiefer im Sessel meiner Praxis.
Nachdem sie sich gefangen hatte, bot ich an, ihre Wünsche und Sitzungsziele zum Ausdruck zu bringen, und wir begannen sie gemeinsam ans Flipchart zu schreiben. Oft hilft es meinen Praxisbesucher*innen, wenn sie in die Aktion kommen und ihre Bedürfnisse aktiv sichtbar machen. Eine Hypnosetherapie darf nach meiner Ansicht viel aktiver sein, als sich viele Menschen dies vorstellen. Sich auf die Hypnoseliege zu legen und passiv Suggestionen aufzunehmen, fühlt sich meistens gut an, ist jedoch nur ein Baustein einer ganzheitlichen Hypnotherapie.
„Wo nimmst du die Leere wahr?“, fragte ich Melina, worauf sie spontan ihre Augen schloss und antwortete: „hier“. Dabei legte sie beide Hände auf ihr Herz.
„Das mag jetzt kitschig klingen, aber ich möchte endlich meinem Herzen folgen“, sagte sie mit dem Brustton der Überzeugung.
„Klasse, wollen wir miteinander herausfinden, wo dieser Weg hinführt?“, fragte ich. Melina nickte, während sie mit geschlossenen Augen vor dem Flipchart stand.
In den folgenden Sitzungen kristallisierte sich heraus, wie Melina über die Jahre zusehends abgestumpft war und in einem permanenten Funktionsmodus gelebt hatte. Die Themen Sinnlosigkeit und Scham spielten eine große Rolle. Melina fühlte sich schuldig, da sie trotz dreier gesunder, wohlgeratener Kinder so wenig Sinn und Lebenslust empfinden konnte.
In der Begegnung mit ihrem jüngeren Ich gab sie sich selbst das Versprechen, ihre große Leidenschaft, das Malen und Zeichnen, als festen Bestandteil in ihr Leben zu integrieren.
Als junge Erwachsene war Melina schon einmal verlassen worden, obwohl sie für ihren damaligen Freund ihre erste eigene kleine Wohnung, die sie so liebte und auf die sie stolz war, aufgegeben hatte.
"Bei genauerer Betrachtung war ein Gefühl der Sinnlosigkeit und inneren Leere schon damals Thema", erkannte Melina in einer kurzen Trancesequenz und fügte noch an: "Ich wollte so gerne gesehen werden, habe mich sehr eingebracht in diese Beziehung und trotzdem hat es nicht gereicht."
Auch konnte sie in der hypnotischen Trancearbeit auf einer tiefen Ebene erkennen, wie die Beziehung mit ihrem Mann schon lange eine Zweckgemeinschaft geworden war, in der beide Seiten unglücklich nebeneinander hergelebt hatten. So konnte sie mit ihrem Mann eine einvernehmliche Lösung finden, bei der sie weiterhin ihre Tätigkeit als Buchhalterin in seiner Firma mit verminderter Stundenanzahl beibehalten würde. Auf diese Weise war finanzielle Sicherheit gegeben und gleichzeitig mehr Freiraum für ihre künstlerische Tätigkeit.
In unserer fünften und vorerst abschließenden Sitzung sagte sie: "Ich weiß jetzt, weshalb es so wichtig ist, ein Warum zu haben. Das hörte sich früher immer so theoretisch an. Ich habe jetzt ein Warum, verbunden mit einer Vision. In knapp zwei Jahren, an meinem fünfzigsten Geburtstag, werde ich meine erste Ausstellung mit meinen eigenen Bildern präsentieren, und ich weiß auch schon wo. In meinem Lieblingscafé gleich um die Ecke, dort finden regelmäßig wechselnde Ausstellungen statt, und meine Freundin, die Besitzerin, spricht mich seit Jahren darauf an."
Melina hatte ein Fotoalbum mitgebracht, in dem sie auf Bildern häufig malend als Kind und Jugendliche zu sehen war. "Damals wusste ich ganz genau, was ich wollte – Künstlerin sein und mit dem, was ich kann, Welten erschaffen, die anderen Menschen Freude bereiten. Genau das werde ich von jetzt an täglich tun!", rief sie mir zu und ihre Augen leuchteten strahlend blau.
Am Ende der Sitzung bot ich ihr wie immer an, ob wir gemeinsam einen Impuls für sie finden wollen, den ich ihr auf einer dafür entworfenen Postkarte mitgeben kann.
Nach einigem Überlegen sagte sie: "Bitte schreib auf - Ab sofort erlaube ich mir mit jedem Pinselstrich den Sinn meines Lebens auf die Leinwand zu bringen -."
Fazit:
Sein Warum oder manche sagen auch gerne sein Wofür zu finden, scheint uns Menschen enorme Kraft und Vitalität zu geben. Es gibt Phasen, manchmal können sie erstaunlich lange sein, in denen uns der Sinn des Lebens abhandenkommt. Dies kann sehr schmerzhaft sein und eine innere Leere erzeugen, die viele Menschen verdrängen oder übertünchen, mit Alkohol, Drogen, Essen, Spielen oder sonstigen Lösungsversuchen und Bewältigungsmechanismen.
Hypnose kann dir helfen, mit dir selbst intensiv in Verbindung zugehen und Zugang zu finden. Dort, wo innere Leere und Sinnlosigkeit herrschen, liegt häufig die Lösung sehr nahe. In Melinas Fall half es ihrem Herzen zu folgen und ihrer Begabung für die Malerei den Stellenwert zu geben, der ihr gebührt. Erfahre mehr über die Hypnotherapie und wie sie dir helfen kann, auf meiner Webseite: www.joweissco.de
Ich freue mich auf unsere Begegnung.
Herzliche Grüße,
Jojo Weiß
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